Erfolgreich auf dem Weltmarkt

Unternehmen aus der EU unterstreichen ihre Wettbewerbsfähigkeit und stärken damit ihre wirtschaftliche Position auf den Weltmärkten.

Mehr als eine halbe Billion Euro. Das ist der aktuelle Auftragswert in den Büchern von EADS, Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern. Wenn die Bestellungen morgen ausblieben, hätten die Arbeiter in ihren Fabriken noch Arbeit für die nächsten acht Jahre. Die Auftragsbücher haben sich in fünf Jahren verdoppelt.

Diese bemerkenswerte Erfolgsgeschichte steht im krassen Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung der Situation in Europa. Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten vier Jahren um über 7 % gestiegen, und fast jeder zehnte Europäer ist arbeitslos. Dennoch hält die EU an ihrem Ziel fest, bis 2020 wieder zu den stärksten Wirtschaftsregionen der Welt zu gehören. Das Wirtschaftswachstum soll damit auf durchschnittlich 2 % und der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3 % des Bruttoinlandsprodukts steigen . Unmöglich? Vielleicht werden nicht alle Unternehmen die Krise überleben und die Arbeitslosigkeit in Europa zunächst weiter steigen, aber mit dem richtigen Rezept lassen sich Erfolge erzielen.

Die außerordentlich gute Auftragslage von EADS ist auch auf politische Unterstützung zurückzuführen. Im vergangenen Jahr wurden 144 Flugzeuge mit Exportgarantien abgesichert. Die sogenannte Hermes-Deckung schützt deutsche Unternehmen vor Zahlungsausfällen aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen und wird im Falle des Flugzeugs in Abstimmung mit französischen und britischen staatlichen Exportversicherern abgeschlossen. In manchen Monaten fliegt ein Drittel der Flugzeuge, die aus Toulouse oder Hamburg zur Auslieferung an Kunden starten, mit Staatsgarantien. Die Entwicklung von Flugzeugen ist auch mit staatlicher Förderung verbunden. Wenn der neue Jet A350 im Sommer 2012 zum ersten Mal montiert wird, wird das nur möglich gewesen sein, weil Deutschland und Frankreich die Entwicklung mit Milliardenkrediten unterstützt haben. Die Geschichte des Airbus ist daher auch eine Geschichte erfolgreicher regionaler Wirtschaftspolitik.

Wenn Airbus-Flugzeuge um die Welt fliegen, werden ihre Frachträume fast täglich mit Sendungen des Automobilzulieferers Bosch beladen. Über 125 Jahre nach der Gründung der feinmechanischen und elektrotechnischen Werkstätte in einem Stuttgarter Hinterhof hat das deutsche Familienunternehmen keine Konkurrenz zu fürchten. 2011 erzielte das Unternehmen einen Rekordumsatz von 51,4 Milliarden Euro. Drei Viertel seines Umsatzes macht Bosch außerhalb Deutschlands, vier von zehn Euro der weltweiten Wertschöpfung werden jedoch auf dem Heimatmarkt erzielt. Aufsichtsratsvorsitzender Franz Fehrenbach sieht darin ein Gesetz bei Bosch: „Wir haben die kontinuierliche Verbesserung in unseren Genen.“ Das ist eine enorme Untertreibung. Das Unternehmen gibt Milliarden aus, um erfolgreich zu bleiben.

Kaum ein anderes Industrieunternehmen weltweit investiert mehr Umsatz in Forschung und Entwicklung als die Stuttgarter – zuletzt waren es 4,1 Milliarden Euro oder mehr als 8 % des Umsatzes. Täglich melden seine Mitarbeiter weltweit durchschnittlich zehn Patente an. Seit Jahren gilt der deutsche Automobilzulieferer mit 300.000 Mitarbeitern als Patentweltmeister. Das Erfolgsgeheimnis liegt auch in der Unternehmensstruktur. Noch ist das Unternehmen nicht an der Börse notiert. Die GmbH befindet sich zu 92 % im Besitz einer Stiftung. Die Gruppe wird von einem Trust verwaltet, der sich aus ehemaligen und aktiven Führungskräften zusammensetzt. Sie stellen sicher, dass Gewinne hauptsächlich in die Zukunft des Unternehmens investiert werden. In guten Jahren schüttet der Konzern dennoch bis zu 180 Millionen Euro aus – unter seinen Mitarbeitern.

Der Erfolg des schwedischen Bekleidungsherstellers H&M ist in jeder großen Fußgängerzone zu sehen. Es ist schwer vorstellbar, dass ein anderes europäisches Unternehmen die Skandinavier übertrifft. Dem Spanier Amancio Ortega ist das jedoch so gut gelungen, dass er heute nicht nur der reichste Mann Spaniens, sondern auch der fünftreichste der Welt ist – laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes belief sich sein Vermögen im Jahr 2011 auf 37,5 Milliarden Dollar. Nach Anfängen als Laufbursche bei einem Textilhändler gründete er mit knapp 40 Jahren das Bekleidungsgeschäft, das ihn später reich machen sollte – Zara. Später formte er daraus die Inditex-Gruppe. Keine Modekette hat heute weltweit mehr Filialen – und jeden Tag kommt ein weiterer Shop hinzu. 2011 waren es insgesamt 5.500 Shops, doppelt so viele wie bei der schwedischen Konkurrenz.